Royal Flash – Kate und William in Florida

IMG_1574Es ist vollbracht – Sie haben JA gesagt: Nun sind Kate und William im prachtvollen, royalen Ehehimmel angekommen, und die ganze Welt hat sie dabei bestaunt. Und obwohl sich die Amerikaner in ihrer Berichterstattung gemeinhin durchaus selbst genug sind und selten einen Blick über ihren kontinentalen Tellerrand werfen (außer natürlich, es sind irgendwo auf der Welt amerikanische Soldaten im Einsatz, was jede ausführliche Berichterstattung beinhart rechtfertigt), war hier seit Wochen ein bisher ungekannter Hype um das Brautpaar entfacht.
Während man hier, wie erwähnt, in den Medien doch eher selten etwas aus dem europäischen Ausland erfährt, wissen wir Europäer teils erschütternd viel über Wirtschaft, Politik und Kultur der Amerikaner. Und besonders in der Society-Berichterstattung über die zumeist eher Reichen als Schönen hierzulande ist das oftmals weit mehr, als so mancher von uns überhaupt je wissen wollte. So erfährt man auch ungewollt alles über Ausnüchterungs- und Entzugsversuche aller A-, B- und C-Promis, über Affären, uneheliche Kinder, Botox und anderes unnützes Zeug… Hauptsache, im Blätterwald rauscht’s und der Leser wird von Skandal zu Skandälchen hübsch vierfarbig begleitet.

Und so waren nun im Vorfeld dieses Großereignisses alle Mitglieder der yellow press – mal wieder in heller Aufruhr im Wettstreit um die umfassendste, meist-bebildertste oder nutzloseste Berichterstattung. Zu Boden, zu Wasser und in der Luft – will sagen: egal ob Print, TV oder Radio – floss unentwegt blaues Blut durch alle Kanäle und hielten die amerikanische Alltagswelt über jeden noch so unwichtigen Grashalm am Weg zum Traualtar informiert. Eingerahmt von Sonderausgaben aller gängigen Society-Hochglanzmagazine (siehe Photo), die den Lebens- und Liebesgeschichten-Weg der Brautleute haarklein dokumentierten, tauchte das ganze Land langsam aber unaufhaltsam in ein königlich-absurdes Gesamtgefühl, das seinesgleichen sucht.

Bereits satte vier Tage(!) vor der eigentlichen Hochzeit begann eine komplett hyperaktive, sensationslüsterne Rund-um-die-Uhr-Fernsehberichterstattung, in der aber auch wirklich jeder und alles aus den hinterletzten Regalen der verstaubten Archive und D-Promi-Kabinette hervorgezaubert und vom Staub der Zeit befreit wurde, der vielleicht (oder auch nicht) etwas Gehaltvolles zum Geschehen beitragen konnte. Natürlich standen lebenswichtige Spekulationen über das hochzeitliche Outfit der Königskinder ganz oben auf der Liste, dicht gefolgt von schwarzseherischen Heraufbeschwörungen der „Affäre Diana“, die immer wieder versuchten, dunkle Wolken über den royalblau-verklärten Himmel zu zerren.

Es half alles nichts: Allen Berichterstattungen zum Trotz erschien ein entspanntes, glückliches, bodenständiges Brautpaar vor den Augen der Welt und tat genau das, um was es an diesem Tag ging: Heiraten. Glücklich sein. Gut gemacht!

Und über das Outfit muss man nicht wirklich etwas sagen außer: wunderbar! Aber um ein Paar, das schon in Jeans und Turnschuhen einfach toll aussieht, musste man sich auch nicht wirklich Sorgen machen, oder?! Die frischgebackene Prinzessin – nebenbei bemerkt – würde auch in einem Kartoffelsack eine hinreißende Figur machen, während wir alle von Herzen dankbar sein dürfen, dass ihr Prinz optisch eher nach seiner Mutter kommt, als nach seinem Vater. (Und in diesem Zusammenhang wahrlich doppeltes Glück, dass seine Mutter nicht etwa Camilla heißt – aber das jetzt wirklich nur am Rande.)

Bereits jetzt rattern die Druckerpressen allerorten auf Hochtouren, um den nächsten Schwung Hochglanzpapier auf den Markt zu werfen, der schon begierig nach jedem Schnappschuss, jedem kleinsten Detail lechzt. Noch liegen in den Regalen des hiesigen Golfshops die (selbstverständlich!) royalblauen Baseballcaps, die zu Ehren des Brautpaars zu Sonderpreisen verscherbelt wurden. Wenngleich sich mir der Zusammenhang zwischen derlei Kopfschmuck und einer königlichen Hochzeit nun wirklich nicht erschließen will, sichteten wir in den frühen Morgenstunden einige Golfer, die sich dem Event angepasst gekleidet ins Gelände geschlagen hatten.

Unnötigerweise modisch angepasst mit teils wagemutigsten Hutkreationen auf den Häuptern trafen sich allerorten (zumeist weibliche) fähnchenschwenkende Fantrupps beileibe nicht britischer Abstammung, die ebenso verzaubert wie gerührt an den Mattscheiben klebten. Von der Ankunft des elitären Gästecocktails über den Einmarsch der Braut, Zeremonie und märchenhaft-schüchterne Küsse auf dem Royal Balcony wurde alles beseufzt und beklatscht, was morgen in Vierfarbdruck in der Lieblingszeitschrift noch einmal bestaunt und für die Nachwelt aufgehoben werden kann. Englische und – man staune: sogar irische Pubs (Inselmenschen halten eben doch zusammen!) beherbergten zahllose begeisterte US-Zaungäste – dazu sei gesagt, dass durch die unglückliche Zeitverschiebung zwischen den Kontinenten die erwähnten Damen und minderzähligen Herren sich bereits morgens ab drei Uhr(!) vor den Geräten einfanden – fully dressed, versteht sich.

DAS nenne ich mal persönlichen Einsatz! Die meisten von ihnen machten sich nach dem glücklich-romantischen Ende der Veranstaltung auf den Weg ins Büro – nicht ohne ein wenig royalen Glanz à la Disney auf den Schultern.

Mein bisheriges Leben habe ich doch glatt in dem kindlichen Glauben verbracht, dass derlei Royalty-Hysterie nur auf der Insel herself möglich wäre – doch weit gefehlt. Dieser Tsunami schwappte sogar bis hierher… und für einen rührseligen Moment in der Menschheitsgeschichte verstummten alle Schreckensmeldungen.

Schrecklich oberflächlich – aber irgendwie braucht’s zwischendrin wohl auch mal ein Märchen…

 

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