Goodbye Sunshine – Ein ganz persönliches Resumée

Ich bahne mir meinen Weg durch die Flut der Abreisewilligen, die säuberlich in Schlangenlinien vor den check-in-Schaltern durch flexible Bänder unter Kontrolle gehalten werden. Nach neun unglaublichen Wochen heißt es nun, Abschied nehmen vom hiesigen fast Endlos-Sommer und sich vorbereiten auf’s winterliche Deutschland. Hier ein ganz persönlicher Blick zurück nach vorn…

Nach einer Vielzahl von Besuchen hier in Florida war dies mit Abstand der entspannteste. Schon aufgrund der zur Verfügung stehenden Zeit. Alles hatte seine ausreichende Zeit. Somit auch kein Bedauern über einen zu frühen Aufbruch, kein Wunsch, noch eine oder gar zwei Wochen dranzuhängen. Darüber hinaus waren diese Wochen gefüllt mit soviel Sehens- und Erlebenswertem, dass meine Erinnerungskoffer aus allen Nähten zu platzen drohen.

Was ich vermissen werde? Nun, auf jeden Fall die Menschen, seien es langjährige Freunde oder spontane Bekanntschaften; seien es fröhlich-engagierte Kellnerinnen und Kellner, die einem das Gefühl vermitteln, langerwarteter Gast zu sein; seien es hilfsbereite Menschen, die mir halfen, meinen Weg zu finden, das Richtige zu kaufen oder auch unbekannte Vokabeln zu verstehen halfen. Sie alle teilten ihre Zeit, aber vor allem Aufmerksamkeit und ein unglaubliches Maß an Gastfreundschaft mit mir. Das werde ich in deutschen Landen wohl am ehesten vermissen, ist unsere Kultur doch weitaus zurückhaltender im täglichen Miteinander. Von wunderbaren Ausnahmemenschen immer wieder gerne abgesehen…

Ich werde den nicht enden wollenden Vorrat an alltäglichen Kuriositäten vermissen, der hier jedem aufmerksamen Betrachter förmlich auf dem silbernen (pardon: pinkfarbenen) Tablett serviert wird. Ob es Käse aus Sprühdosen oder sonstige irrwitzige kulinarische Vorlieben sind, ob es die Lust an rüpelhaften (Ball-)Spielen, die explosionsartige Begeisterungsfähigkeit, wenn es um totale Nebensächlichkeiten geht, oder auch die (wenn auch unglaublich verschwenderische) überbordende Weihnachtsdekoration ist – sie alle haben einen unendlich hohen Unterhaltungswert. Mit ihnen ist es, wie mit den “bottomless drinks”, die hier nicht etwa in Gläsern serviert werden, die keinen Boden haben, sondern die unendlich (und kostenfrei) nachgeschenkt werden – ständig scheint sich eine nächste Auflage selbst neu zu erzeugen. Ein kulturell-gesellschaftlich-kurioses perpetuum mobile.

Und natürlich werde ich mich unauslöschlich daran erinnern, einmal so hautnah an amerikanischer Geschichte und amerikanischer Alltagspolitik drangewesen zu sein. Diese Präsidentschaftswahl, das Davor und das Danach, beginnen Amerika wirklich nachhaltig zu verändern, zurück zu den amerikanischen Grundsätzen und -tugenden, vorwärts in ein neues Kapitel ihrer Geschichte. Ob es gelingt bleibt – wie immer und überall – abzuwarten, und darüber werden Kolumnisten, Reporter, nicht zuletzt Analysten und späterhin auch Historiker in aller Welt zu berichten wissen.

Ich blicke zurück auf eine inspirierende Zeit voller schillernder Eindrücke und habe mein persönliches Stück vom YES WE CAN im Gepäck. So, wie die Touristen, die hier vom Orlando Airport ihre Plüsch-Mickey und Minnie Mouse, Pluto oder Goofy unter dem Arm tragen, trage ich ein kleines bisschen American way of life bei mir –

All things are possible!

kb.