Urlaub auf dem GroßenC

1_Pool_CollageAndalusien, Mallorca, Madeira im Frühling hatte ich schon. Diesmal also Gran C. So wie für gefühlte tausend andere auch: Flieger rappelvoll, Hotel auch, nebenan all inclusive, hier alles normal. Vorne Meer, hinten Poollandschaften. Dazwischen wimmelt es von Urlaubern wie mir. Mit so viel Andrang hatte ich nicht gerechnet.

Zuerst einmal muss ich mich an diese Menge Mensch gewöhnen. Aus der norddeutschen Tiefprovinz kommend, bin ich Menschenanhäufungen ja per se nicht so gewohnt, aber der Anblick von gleich fünf(!) Pools samt dazugehöriger Plastikliegenlandschaft hat mich gleich mal so richtig eingeschüchtert. Normalerweise meide ich ja Hotels dieser Größenordnung. Dies hier ist der Empfehlung eines Freundes geschuldet, und ich lasse es mal drauf ankommen.

Während ich die ersten bunten Eindrücke verdaue, denke ich über das Riesengebirge Pool- und Handtücher, Tisch- und Bettwäsche nach, das so eine Touristenwohnstatt tagtäglich zu bewältigen hat. Ganz zu schweigen von Lebensmittellogistik, Personalplanung und all den anderen ebenso unsicht- wie unverzichtbaren Dingen hinter den schneeweißen Kulissen.

Das Hotelgelände ist (zum Glück) groß, gepflegt und überall, wo keine Pools oder Liegen sind, steht garantiert eine Palme. Ein etwas verwirrendes Zickzack-Wegenetz führt von überall nach überall sonst, verlaufen kann man sich nicht wirklich, und selbst wenn: jeder Weg endet unweigerlich an einem Platz mit Drinks und Essen. Über allem schwebt ein konstant-heimeliger Sonnenmilchgeruch, daneben erkenne ich einen Hauch von Essensdüften aus den Poolbars, der sich recht schön mit allzu überschwänglich aufgetragenen Damenparfüms mischt. Gruppenurlaub – und fast alles spricht deutsch. Spanisch kann hier eigentlich keiner und falls ja, holpern und kauderwelschen wir uns gemeinsam durchs verrostete Speisekartenvokabular. Olé!

Hier sind sie also alle, die – genau wie ich – das Grau rund um die deutsche Landkarte nicht noch länger angucken wollten. Kann ich ihnen nicht verdenken… Gucken wir also gemeinsam in die Sonne. Auch schön.

Eigentlich – würden sich da nicht die Sonnenstunden und Temperaturen noch deutlich im anfängerkompatiblen Rahmen halten – nur gut, dass ich auch Pullover mitgebracht habe! Sobald die Sonne sich wieder mal die Wolkendecke überzieht, ist’s doch noch frühlingsfrisch. Gänsehäutig eingenommene Mahlzeiten im Freien – ich hab’ schließlich Frühling gebucht! – führen zu anschließendem Wolldecken-Sit-in auf Balkonien. Erkältung hab ich NICHT gebucht!

Aber gut aushalten kann man’s hier. Das Meer rauscht meditativ auf mich ein, eine leichte Brise weht und schon durchschlummere ich den ersten Tag fast vollständig. Herrlich! Das letzte Bild vorm Einnicken führt mich in die norddeutsche Pampa: da laufen sie jetzt mit Schal und Mütze durch’s Halbgefrorene und hier sieht man schon die ersten nackten Oberkörper.

Nicht, dass das jetzt unbedingt besser wäre, aber man ahnt den Sommer schon. Probelauf sozusagen.

Für’s Shoppen braucht hier allerdings niemand Probeläufe. Hier wissen definitiv alle, wie’s geht. Von Gucci bis Armani bis Weissichnichtwernoch sind alle Marken und Shops vertreten – jeder Zweite auf der Promenade trägt dann auch werbewirksam die entsprechenden Tüten vor sich her. Schaulaufen der Shopper. Wenn schon kein Sonnenbad, dann eben Boutiquenshoppen bis der Arzt kommt! Edelfummel statt Sonnenbräune. Temperaturkompensation nennt man das, glaube ich. Und später beim gruppendynamischen Abendessen wird dann der Weg zum Buffet zum Laufsteg alles Möglichen und Unmöglichen. Herrlich anzuschauen, von bunt bis schräg, von elegant bis waghalsig, von okay bis ojeh. Alles dabei, und ich mittendrin. Ich glaub’, hier fällt mir ne Menge zum Schreiben auf… ähm: ein.

Olé!

 

© Karin Buchholz, April 2016