Kopflos am Strand

6_1_homer_collageKurz vor dem Abflug noch eine letzte Verabredung. Ein Date. Am Strand. Taghell und keineswegs unbeobachtet (ist hier auch schwer möglich). Ein letztes Mal widme ich mich auf dem Weg der “bunten Tüte” Strandpromenade und schaue nach, was sich in den letzten Tagen verändert hat.

Wenig. Dieselben stummen Mimen, dieselben Musikanten (inklusive mein Freund, die singende Säge, die ich wirklich schmerzlich vermissen werde!), und ich glaube auch dieselben nackten Oberkörper in ihrer brustbehaarten Unwiderstehlichkeit und Omnipräsenz. Alles (und gern wörtlich:) beim Alten.

Bis auf mein Date…
Als ich den zielsicher angesteuerten Strandabschnitt beim alten Leuchtturm erreiche, stockt MIR der Atem und ER ist schon ganz kopflos.

Im wahrsten Sinne des Wortes: Homer ist kopflos!

Nee, nicht der antike Philosoph jetzt. Der sitzt selbst hier nicht mehr am Strand.
Nee: Homer. Simpson. Sie wissen schon. Der Gelbe. Der andere Philosoph.

Vergangene Woche hat ein ziemlich talentierter Sandburgenbaukünstler hier in stundenlanger Kleinarbeit unter anderem ein Sofa in den Sand gesetzt… ähm… gebaut und dann zack! Homer drauf. Zwar nicht gelb, aber zweifelsfrei Homer. Der Platz daneben frei für jeden fotowilligen Touri, der noch Speicherplatz auf dem Kamerachip hat.

Aber die Dummheit gelangweilter Vandalen macht ganz offenbar auch vor Urlaubskulisse und Kunst am Strand nicht halt, denn irgendein Antischerzkeks hat nächtens und umnebelt Homer brutal von seinem Kopf befreit. Dahingemetzelt sitzt der schnöde Rest noch da und ist so überhaupt nicht mehr fotogen! Nur gut, dass ich mein Foto schon habe – mit Kopf und so. Zusammen mit vielen Umstehenden frage mich, wer daran wohl Spaß findet… Doch wohl nur jemand, dem es im selben Körperteil bereits deutlich zu viele Lichter ausgeknipst hat.

Viele von uns schütteln die Köpfe – wohl dem, der seinen noch hat! Dabei fällt mir spontan eines meiner Lieblingszitate von Homer ein:
“Wer nicht manchmal den Kopf verliert, hat keinen.”
Ach ja, wie wahr… als hätte er’s gewußt!

“Ich will lebend aus dieser Stadt rauskommen, und wenn ich dabei umkomme“, mögen wohl die letzten Gedanken gewesen sein, die Homer durch den Sand gingen, und auch der gutgemeinte Tipp vom antiken Namensvetter “Besser, wer fliehend entrinnt einer Gefahr, als wen sie ereilt” war wohl wenig hilfreich. Ebenso wenig übrigens, wie die mit Essen und Trinken beschäftigten Herren am kunstvoll gestalteten Nachbartisch. Aber wer lässt sich schon gern beim Abendmahl stören – fünftes Gebot (“Du sollst nicht töten”) hin oder her: erst wird ordentlich das Brot geteilt!

Bleibt wirklich nur zu hoffen, dass Homers “Schaden dabei kein Gehirn genommen hat”. 

Na gut: Homer kann für’s erste den Kopf nicht mehr in den Sand stecken und Sonnenbrand kriegt die gelbe Glatze auch erstmal nicht. In jedem Ding steckt doch ein Gutes – war das nicht so?

 

Für mich ist’s jetzt aber auch gut mit Insel – auch wenn’s final leider nix wurde mit Sandsofadate und gemeinsamem Abschiedsfoto. Bis Simpsons’s Kopf und Frisur wieder sitzen, bin ich schon in Deutschland auf meinem eigenen, zwar homerlosen, aber keineswegs humorlosen Sofaplätzchen – merke: schon ein, zwei Buchstaben können so entscheidend sein!

Für den Rückflug habe ich dann auch gleich ein paar Meter weiter einen netten Begleiter gefunden – Flugzeug kann schließlich jeder!

Ach, wo hab ich nur meinen Kopf: Helm nicht vergessen!

6_2_Motorrad

 

vamos!

adios & olé!

 

 

 

 

 

© Karin Buchholz April 2016