Eventgastronomie

Sie wissen schon…  Eventgastronomie.

Das ist die Idee, neben kulinarischen Genüssen auch noch (mehr oder minder) gut unterhalten zu werden. Eigentlich kommt diese Aufgabe ja mal grund­sätzlich den Leuten zu, mit denen man/frau an einem Tisch sitzend den Abend zu verbringen gedenkt, aber im Zeitalter des Sich-immer-weniger-zu-sagen-habens baut man sicherheits­halber vor und besucht Örtlichkeiten, an denen Fremdunterhaltung gleich mit auf der Speise­karte steht. Das kann dann auch gehörig ins Auge gehen, denn wer will schon das Fleisch vom all­abendlich engagierten Feuerschlucker flambiert sehen oder beim Abschlussespresso die Zukunft aus dem Kaffeesatz gelesen bekommen?

Da lob ich mir die unfreiwilligen und meist gastronomie-unabhängigen Spontanevents der Gäste –  wie das folgende – neulich beim Italiener:

Ein Mann betritt das Restaurant in Begleitung zweier Damen. Er: Typ schwitzender Endsechziger im gefühlten fünften Frühling, verlebtes Äußeres, fleischige Finger, hemds­ärmelig, für jedweden Geschmack zu jovial. In seinem festen Umklammerungsgriff die voll­schlanken Hüften einer überschminkten Mitt­fünfzigerin.

„PonnStorno, Enzo!“ grölt es vermeintlich witzig ins Lokal. Eilfertig nähert sich der Nudelbube zur Begrüßung.

„Das hier ist meine Freundin. Darfste aber meiner Frau nich sagen, wenn wir das nächste Mal kommen, ne?! Und das hier links, das ist Gisela – – -.“

Zunächst einmal gratuliere ich an dieser Stelle Enzo zu seinem unerschütterlich-unbeeindruck­ten Gesichts­aus­druck. Meisterleistung – schon oder Gewohnheit?

Zum anderen frage ich mich: welche Funktion hat Gisela?
Na, jedenfalls: Das ist wahre Eventgastronomie!

Oder einfach nur geschmacklos.