StGez_mini

Buch
Verlag: BoD, Norderstedt
Seiten: 140

Hardcover
ISBN 978-3-7322-3235-2
Preis: 16,75 EUR

Paperback
ISBN 978-3-7322-3908-5
Preis: 11,50 EUR

eBook
ISBN 978-3-8482-9256-1
Preis: 10,99 EUR

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Das neue Buch – “Stadtgezeiten” – ist da!

Seit einziger Zeit sind wieder neue Kurzgeschichten entstanden, die im Unterschied zu meinen “Strandgut”-Texten nicht unmittelbar am Meer spielen, sondern in Großstädten, Häuserzeilen, der Anonymität und den Besonderheiten eines Lebens in diesem ganz eigenen Kosmos STADT.

Die Texte erzählen von Menschen, ihren Gedanken, Hoffnungen, Wünschen, Enttäuschungen – aber auch von ihren Begegnungen und Träumen, vom Miteinander und vom Alleinsein, vom pulsierenden Alltagsrhythmus und von der Stille der Nacht. Diese neuen, heiter-besinnlichen Stadtgeschichten sind voller Intensität und Dichte. Wieder begegnen wir besonderen Charakteren an ganz alltäglichen Orten, erleben Unerwartetes und Magisches ebenso wie Heiteres und Skurriles. Wir begleiten Menschen ein Stück ihres Weges durch die Stadt und entdecken eine Welt, die hinter Stein und Beton, Stadtautobahn und Untergrund liegt – eine Welt voller Liebe, Träume, Sehnsüchte und verpasster Gelegenheiten.


Canale Grande

Es gibt hunderte, nein tausende Geschichten über Venedig – es ist eine jener Städte, die die Menschen schon seit Jahrtausenden immer wieder aufs Neue fasziniert und ihre Phantasie zu entfesseln versteht. Um diese Stadt inmitten von Wasser ranken sich vielerlei wahre und erfundene Geschichten, Musiker und Künstler aus aller Welt wurden von ihr inspiriert. In keiner anderen Stadt sind Leben und Tod so hautnah miteinander verknüpft, haben Glanz und Vergänglichkeit so augenscheinlich ihre wahrhaftigste Bühne gefunden…

Tagsüber lebt hier ein geschäftiges Treiben, das sich in den schmalen, verwinkelten Gassen ebenso durch die Poren der Stadt webt wie auf den zahllosen Wasserwegen, die sich an den alten herrschaftlichen Palazzi entlang ziehen, die hinter abblätterndem Putz und zeitgeschichtlicher Patina von ihrer längst vergangenen Pracht und Blütezeit träumen.

Das vollblütig italienische Leben pulsiert inmitten tausender Touristen, die die Stadt alljährlich bevölkern und ein wenig von dem Besonderen zu erspüren trachten, das diese Stadt so unvergleichlich macht. Doch den meisten von ihnen bleibt eben dies verborgen.

Abends dann, wenn der Dunst aus der Lagune emporsteigt und die Stadt mit einer Decke diesigen Lichts zuzudecken beginnt, verstummt langsam der laute Herzschlag des Tages. Die Stadt legt sich schlafen, ihre Gondeln schaukeln verlassen an ihren Liegeplätzen auf den Wellen, nur ein paar vereinzelte motorisierte Wassertaxis bringen noch einige Fahrgäste zu den letzten Stationen des Tages, dann kehrt eine Ruhe ein, die mir in ihrer Dichte den Atem raubt. Sie legt sich auf die großen Piazzi ebenso, wie sie durch die schmalen Gänge und Kanäle mäandert und alle Geräusche verschluckt.

Dies ist die Zeit der Signora Caraletti.

Wie ein Schatten verlässt sie ihr Haus und huscht eilig durch die schmalen Gassen des Viertels. Es sind die flinken, flüchtigen Schritte einer jungen Frau, die sie vor langer Zeit einmal war und die nur jene leisen Geräusche verursachen, die man – aus welchem Grund auch immer aufmerksam geworden – nach ihnen lauschend nicht mehr vom Plätschern des Wassers im Canale unterscheiden kann und sogleich für eine Sinnestäuschung hält – einen Streich, den das von der Stille überwältigte Gehör uns spielt.

Während man noch lauscht, ist die Signora bereits drei weiteren verwinkelten Gassen gefolgt. Sie tut dies mit der schlafwandlerischen Sicherheit eines tausende Male gegangenen Weges, der keines Überlegens mehr bedarf. Jeder Winkel, jede Häuserwand, jede der zahllosen Brücken, die es zu überqueren gilt, ist tief verwurzelt in ihrem Kopf, hat längst eine unsichtbare Landkarte in ihr gezeichnet, die zu vergessen sie nie mehr im Stande sein wird.

Die Signora trägt einen bodenlangen schwarzen Umhang mit Kapuze, wie ihn die Frauen in der Blütezeit der Medici zu tragen pflegten. Gleich einer Figur des venezianischen Karnevals strebt sie schattenhaft ihrem Ziel zu, das zu erreichen ihre inzwischen einzig freudige Aufgabe geworden ist. Die Sehnsucht treibt sie an, lässt ihre Schritte schneller werden als sie sie in der Mühsal des Tages gewöhnlich tragen, und auch ihr Herz schlägt schneller beim Gedanken an die nächste heimliche Stunde, die nur ihr gehört.

Schließlich erreicht die Signora die große schachbrettartig gepflasterte Piazza, in deren Mitte – eingerahmt von einem Brunnen, der aus Löwenköpfen und Engelsmündern Wasser in ein schmales Bassin speit – das steinerne Denkmal eines jungen Adligen steht, dessen weiche Gesichtszüge im blassen Mondlicht wie träumend wirken. Die Signora gleitet an einer Häuserwand entlang näher, löst sich schließlich aus ihrem tiefschwarzen Schatten und huscht ungesehen hinüber zum Denkmal.

Die Piazza ist – wie meist zu dieser späten Stunde – menschenleer, und so sieht niemand die Signora, wie sie sich ihrer Schuhe entledigt und gleich darauf – den Umhang mit beiden Händen gerafft – barfuss den Brunnen durchquert und auf den gehauenen Sockel steigt, auf dem der steinerne Schöne sitzt.

Zu seiner Linken bietet der Sockel Platz, und die Signora setzt sich behutsam neben ihn. Sie neigt sich ihm zu und lächelt. Mit einer langsamen Bewegung legt sie ihre Hand in die seine, die in seinem Schoß ruht, und so sitzen sie – die Signora und der steinerne Adlige – für eine vertraute Stunde und erzählen sich venezianische Geschichten.

Leserstimmen:

 

Das Buch “Stadtgezeiten” zu lesen, hat mir sehr viel Freude gemacht. Es sind so warmherzige und anrührende Geschichten, jede hat ihre besondere Atmosphäre. “Wunschtaxi” ist wie ein modernes, sehr schönes Märchen. Sie schreiben von Traurigkeit und von ganz viel Hoffnung und menschlicher Wärme. Ihr Satz “Ich bin Barista – aus gutem Grund”, der trifft ganz und gar auf Sie zu, glaube ich… nur dass es statt Kaffee Worte sind. Toll! Danke für dieses Buch!

Leserin Anke R. per mail

 

Der Reiz dieser „Stadtgezeiten“ war so groß, dass ich mich an einem grauen Montagmorgen auf die Spuren dieser Autorin geheftet habe und in ihre Gedankenwelt eingetaucht bin. […] Es war für mich ein Haus mit vierzehn Zimmern und vierzehn Türen, hinter jeder Tür etwas Neues, Unbekanntes und Faszinierendes, magische Skizzen mit der Frage, was kommt denn nun? […] Ihre Kurzgeschichten lassen dem Leser soviel Freiraum für eigene Gedanken, füllen mit neuen Erkenntnissen den eigenen Horizont. Ihre Figuren sind skizzenhaft dargestellt, mit feinen Gedankenstrichen zum Leben erweckt, nachvollziehbar – […]  (Sie haben) stimmungsvolle, geheimnisvolle Momente eingefangen und mich spüren lassen, ja, ich sage, Sie haben sprachlich Bilder geschaffen, die mich auch an den Pariser Maler Henri Toulouse Lautrec erinnern. […] die Gedanken der Karin Buchholz zu “erleben”, das war nicht nur erregend, das war ein ganz besonderer Moment der Besinnung und der Nachdenklichkeit, ich sage: “Chapeau!” Ich kann die Lektüre dieser Kurzgeschichten nur empfehlen, es hat mir viel Spaß gemacht, habe einfach abgeschaltet und gelesen, gelesen, gelesen… bin einfach abgetaucht.

 

Leser Fritz Rubin auf seiner Website